Islām und Moderne - Teil 5: Die Einheit der islāmischen Wertordnung

01/08/2010| IslamWeb

Die Einheit der islâmischen Wertordnung II.

 

Darüber hinaus ist das Leben nichts Zufälliges, sondern eine von Gott gewollte Existenz, für die viele Maßnahmen und Vorbereitungen getroffen wurden, damit die Lebewesen ihre Bedürfnisse jeglicher Art und ihre Sicherheit auf Erden finden:

 

 „Er hat in ihr festgegründete Berge gemacht, (die) über ihr (aufragen), und hat sie gesegnet und in ihr die Nahrung im rechten Maß in vier Tagen festgelegt, gleichmäßig für diejenigen, die danach fragen.” (Sûra 41:10)

 

 „Und Er hat auf der Erde festgegründete Berge gesetzt, dass sie nicht mit euch wanke, und Flüsse und Wege (geschaffen) - auf dass ihr rechtgeleitet werden möget...” (Sûra 16:15)

 

„Und die Erde hat Er für die Geschöpfe (an)gelegt; auf ihr gibt es Früchte, Palmen mit Fruchthüllen und Korn mit Halmen und duftende Pflanzen.” (Sûra 54:10-12)

 

„Er ist es, Der euch die Erde fügsam gemacht hat. So geht auf ihrem Rücken einher und esst von dem, womit Er (euch) versorgt. Und zu Ihm wird die Auferstehung sein...” (Sûra 67:15)

 

Auch der Himmel ist so geschaffen, dass er unserem Leben auf Erden dient:

 

„So führte Er sie als sieben Himmel in zwei Tagen aus und gab jedem Himmel seine Aufgabe ein. Und Wir haben den untersten Himmel mit Lampen geschmückt, und auch als Schutz. Das ist die Anordnung des Allmächtigen und Allwissenden...” (Sûra 41:12)

 

 „Allâh ist es, der die Winde sendet, und da wühlen sie die Wolken auf. Dann breitet Er sie im Himmel aus, wie Er will, und macht sie zu Stücken. Da siehst du den (Platz)regen dazwischen herauskommen. Wenn Er damit von Seinen Dienern, wen Er will, trifft, freuen sie sich sogleich.” (Sûra 30:48)

 

Auf diese Art werden eine Kooperation und eine Harmonie konstatiert, welche die Natur des Universums mit der Natur der Lebewesen im Allgemeinen verbinden. Keine Widersprüche, Keine Zusammenstöße, kein blinder Zufall, sondern ein bestgemachtes Weltsystem.

 

Alle Lebewesen sind einem einzigen Ursprung zugehörig, in ihnen allen gibt es das gemeinsame Element:

 

 „...Da haben Wir sie getrennt und aus dem Wasser alles Lebendige gemacht…” (Sûra 21:30)

 

Alle Lebewesen und alle Dinge haben ferner gemeinsam, dass sie in Paaren geschaffen wurden:

 

„Preis sei Demjenigen, Der die Paare alle erschaffen hat von dem, was die Erde wachsen lässt, von ihnen selbst und von dem, was sie nicht wissen!” (Sûra 36:36)

 

 „...Er hat euch aus euch selbst Gattinnen gemacht, und auch aus dem Vieh Paare, wodurch Er euch vermehrt. Nichts ist Ihm gleich; und Er ist der Allhörende und Allsehende....” (Sûra 42:11)

 

„Und von allem haben Wir ein Paar erschaffen, auf dass ihr bedenken möget…” (Sûra 51:49)

 

Alle Lebewesen haben es auch gemeinsam, dass sie Gemeinschaften bilden können: „Es gibt kein Tier auf der Erde und keinen Vogel, der mit seinen Flügeln fliegt, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch. Wir haben im Buch nichts vernachlässigt.” (Sûra 6:38)

 

Derart empfindet der Muslim eine Verwandtschaft zwischen allen Geschöpfen; alle Lebewesen sind wie eine Familie, deren Herkunft eins ist. Gibt es etwas Schöneres, als dass man die Verwandtschaft zwischen allen Lebewesen und allen Dingen empfindet?

 

Die islâmische Einheit erklärt sich auch im Menschen, dem höchsten Lebewesen. Er ist vom Urstoff des Universums erschaffen. Sein Bezug zu diesem Universum ist auch uralt:

 

 „Wir schufen den Menschen ja aus einem Auszug aus Lehm...” (Sûra 23:12)

 

Die einzelnen Menschen haben dann einen einzigen Urvater, zu dem sie alle im gleichen Maße gehören, der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagt: „Ihr alle seid Âdams Kinder, und Âdam wurde aus dem Ton geschaffen...” (Überliefert von Muslim und Abû Dâwûd)

 

Alle Menschen kommen von einer einzigen Seele: „O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch aus einem einzigen Wesen schuf, und aus ihm schuf Er seine Gattin und ließ aus beiden viele Männer und Frauen sich ausbreiten.” (Sûra 4:1)

 

Alle wurden geschaffen, um sich einander kennenzulernen,nicht gegeneinander zu kämpfen oder einander zu zerstören:

„O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, Allâh ist Allwissend und Allkundig...” (Sûra  49:13)

 

Somit wird jeglicher Kampf wegen Rasse, Farbe, Nation usw. im Islâm ausgeschlossen, damit die Menschen miteinander in Frieden leben.

 

Auf einer engeren Ebene kann man die islâmische Einheit auch in den einzelnen Formen des Gottesdienstes bemerken. Obwohl das Gebet z. B. eine seelische Tat ist, reflektiert es ein gesamtheitliches System durch seine Voraussetzungen, Zeiten, Bewegungen, sein rituelles Waschen, sein gemeinschaftliches Verrichten. All das lässt eine beachtliche Disziplin erkennen. Das Gleiche gilt für die gesetzlichen Almosen, Zakâ, in denen man eine wirtschaftliche Ordnung, die ihre Motivationen, festgelegte Mengen und ihre bedingten Wirkungen offensichtlich sind. Die Wirkung der Almosengabe zeigt sich in der gesellschafihichen Solidarität, da der Reiche sich verpflichtet fühlt, dem Bedürftigen zu helfen. Obwohl das Fasten eine individuelle Verantwortung des Einzelnen ist, gilt es zugleich als Gemeinschafispflicht; die Gemeinschaft muss dafür sorgen, dass diese Pflicht von jedem Muslim, außer den von ihr Befreiten, erfüllt wird.

 

Außerdem entfalten sich im Fastenmonat Ramadân die islâmischen Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft bis zum höchsten Grad. Die Pilgerfahrt ist für den Einzelnen ein materieller, körperlicher und seelischer Gottesdienst, für die Gemeinschaft jedoch ein politisches Treffen und riesiger Handelsmarkt. Der Islâm begnügt sich - was seine Auffassung vom Begriff Religion widerspiegelt - nicht mit dem Herzensglauben, sondern dieser muss sich in Taten ausdrücken.

 

Islâm und Moderne - Teil 4: Die Einheit der islâmischen Wertordnung

 

Islâm und Moderne - Teil 6: Die Dynamik der islâmischen Wertordnung

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