Haddsch für einen Verstorbenen, der den Haddsch bereits verrichtet hat

21-8-2017 | IslamWeb

Frage:

Ist es erlaubt, den Haddsch für einen Verstorbenen zu verrichten, der den Haddsch vor seinem Tod vollzogen hat?

Antwort:

Der Lobpreis ist Allâhs! Möge Allâh Seinen Gesandten in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken!

 

Und nun zur Frage:

 

Die Gelehrten sind unterschiedlicher Meinung, ob die einem Verstorbenen gewidmete Belohnung einer frommen Tat diesem etwas nützt oder nicht. Sie sind sich jedoch einig, dass dem Verstorbenen Bittgebete, die Bitte um Vergebung und das freiwillige Almosen nutzen, und deshalb sind die Meisten von ihnen auch dafür, dass der Verstorbene aus dem Verrichten des ihm vorgeschriebenen, aber versäumten Haddsch Nutzen zieht; sie sind jedoch hinsichtlich des freiwilligen Haddsch uneins. Aus der Beweislage geht jedoch hervor, dass dem Verstorbenen der Haddsch nutzt, selbst wenn es sich um einen freiwilligen Haddsch handelt.

 

Der Beleg hierfür ist der von Abû Dâwûd und Ibn Mâdscha überlieferte Hadîth, den Al-Albânî als authentisch einstufte: Von Ibn Abbâs wird berichtet, dass der Prophet    möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken einen Mann hörte, der sagte: „Hier bin ich! Ich verrichte ihn für Schabrama!“ Da fragte er  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : „Wer ist Schabrama?“ Der Mann antwortete: „Er ist einer meiner Brüder“ oder „einer meiner Verwandten“, worauf der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken entgegnete: „Hast du deinen Pflicht-Haddsch verrichtet?“, was dieser verneinte, woraufhin er  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Verrichte zuerst die Pilgerfahrt für dich und dann für Schabrama!“

 

Der Prophet erwähnte jedoch nichts darüber, ob es sich bei dem Haddsch für Schabrama um den Pflicht-Haddsch oder einen freiwilligen handelte, weshalb der Hadîth die Allgemeinheit dieser Angelegenheit belegt. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte übrigens zu Amr ibn Al-Âs: „Deinem Vater würde dein Fasten und Almosen nützen, wenn er das Einzig-Sein Allâhs anerkannt hätte“ Dieser Hadîth wurde von Ahmad überliefert und von Al-Albânî für authentisch befunden.

 

Er setzte also voraus, dass Amrs Vater zu den Allâh Ergebenen gehören muss, damit die Belohnung der ihm gewidmeten guten Tat ihm etwas nutzt. Ibn Al-Qayyim erörterte die Frage, ob man dem Verstorbenen die Belohnung frommer Taten zukommen lassen kann, im Werk Ar-Rûh (der Geist). Er schrieb lange und ausführlich darüber und kam zu dem Schluss die Rechtsschule des Imâm Ahmad und vieler anderer Gelehrter zu bevorzugen, die besagt, dass die Verstorbenen Nutzen aus den ihnen gewidmeten guten Taten ziehen, egal ob es sich dabei um einen Haddsch oder etwas anderes handelt. Viele spätere Gelehrte der Schâfi’iten wie An-Nawawî und andere bevorzugten diese Meinung, sowie Al-Qurtubî von den Mâlikiten in seiner Qurân-Exegese und seinem Werk At-Tadhkira. Ibn Abû Al-Izz Al-Hanafî unterstützte diese Meinung in seinem Kommentar zum Aqîda-Werk At- Tahâwiyya. Dies ist auch die Meinung des „Gelehrten des Islâm“ Ibn Taimiyya.

 

Und Allâh weiß es am besten.

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